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Sonntag, 27. November 2016

[Persönlich] Leben mit Einschränkungen

Tja, wo fange ich an? Am Ende? Am Anfang? In der Mitte? Oder taste ich mich heran? Der Punkt ist, es gibt genügend Blog, die sich mit Krankheiten und dergleichen beschäftigen. Ich habe kein Interesse in dasselbe Horn zu tuten. Und doch, gibt es da etwas das mich beschäftigt: Vorurteile und die eigene körperliche Einschränkung!

Vorurteile, Engstirnigkeit, Rücksichtslosigkeit, Unverständnis – scheinen auf dem Vormarsch zu sein. Eine Person scheint man viel lieber nach ihrem Äußeren zu be(VER)URTEILEN, als sich die Mühe zu machen, da drüber nachzudenken, was mit dieser Person sein könnte oder sie gar kennen und verstehen zu lernen.

Bei manchen sieht man die körperliche als auch geistige Beeinträchtigungen: starke Formen des Autismus, amputiertes Bein, amputierter Arm usw. Doch es gibt Formen von Krankheiten wie das Asperger die nicht gerade auffallen, oder (neuro)psychische Störungen wie das Tourette, wo die Person mit einem Mal (nur als Beispiel!!!) einen Schwall mitunter übler Verwüstungen (sogenannter Tic) losläßt, jedoch keinen Einfluß da drauf hat! Diese Leute können nichts dafür. Ihnen sieht und hört man ihre Einschränkung an.
Doch dann gibt es noch die, die in die Breite gegangen sind, die das beliebteste Ziel diversen Spotts und von Häme sind, wo sich die Leute nur allzu gerne das Maul drüber zerreißen und über jene herfallen wie Läuse über Katzen und Hunde. Ja, genau: wie Läuse. Denn genau solch Ungeziefer sind jene, die meinen wunders welche Ahnung sie haben wieso gerade Frauen in die Breite gehen und sich erdreisten drüber URTEILEN und über jene ERHEBEN zu können. Was aus meiner Sicht sehr anmaßend ist. Bei Männern akzeptiert man das sie (im Alter) eine Plauze entwickeln, aber bei Frauen zerreißt man sich das Maul. Ich finde das doch ziemlich heuchlerisch und doppelzüngig. Eine – genau genommen – doch sehr verlogene Einstellung, nicht wahr?

Bis kurz vor Ende 2013, Anfang 2014 habe ich meinen Körper regelmäßig mit Kampfsport, mäßigen ausgewogenen Bodybuilding und Rad fahren (heizen) in Form gehalten. Jedoch der mich störende Reithosenspeck, wollte einfach nicht weniger werden. Egal was ich auch gemacht habe: er wurde nicht weniger. In meiner damaligen Stadt wurde das ein oder andere Mal da drüber hergezogen. Ja, sie erlaubten es sich über mich ein Urteil zu bilden, ohne zu wissen, daß ich sportlich aktiv war und auch sonst sehr viel in Bewegung war. Aber hey, Hautsache man kann sich sein dämliches Maul zerreißen und über andere herziehen um sich da durch auch noch besser zu fühlen. Ganz ehrlich? Das ist erbärmlich und absolut ein absolutes Armutszeugnis, ausgestellt von einem (sehr) schwachen Selbstbewußtsein.
In der Stadt, wo ich jetzt wohne, wagt man es nicht derart über meine körperliche Erscheinung herzuziehen. Dafür gibt es vermutlich verschiedene Gründe. Zum einen mein Auftreten, das alles andere als da drauf hindeutet, daß ich mir etwas in der Art gefallen lassen und zum anderen, daß ich die körperliche „Deformierung“ nicht verstecke oder kaschiere! Was auch nicht gerade möglich ist, wenn man humpeln, hinken muß, weil normales Gehen nicht mehr möglich ist.
Selbst als das noch nicht der Fall war, habe ich das Aussehen des Körpers nicht versteckt, denn ich habe es für ausgesprochen falsch gehalten. Und tue es noch.

Wie erwähnt: ich war sportlich aktiv und auch so in Bewegung. Doch Ende 2013, Anfang 2014 mußte ich das alles einstellen, weil mein Körper verstärkt Probleme im LWS Bereich hatte. Im April 2014 wurde es von den Schmerzen her so stark, daß der Körper kaum eine Nacht durchschlief, was weitere 2 Jahre anhielt und erhebliche Konzentrationsstörungen nach sich gezogen hat. Dann war da noch die Empfindungsstörung und Taubheit die sich immer weiter von meinem Hinterteil bis in den rechten Fuß ausbreitete, daß ich Unterarmgehstützen brauchte, da das Gleichgewicht empfindlich gestört war.
Am 11. April 2014 bin ich dann in die Notfallaufnahme, da mein Körper nicht mehr in der Lage war, die Blase zu entleeren. Zum einen, weil es mir suspekt und zum andere zu riskant war. Auch hatte ich Mik dazu im Kopf, dessen Harnröhre mit Struvitsteinchen verschlossen waren. Da ihm der Lebensnotwendige Katheter von der ehemaligen Tierarztpraxis Müller verweigert wurde, und er den Katheter nach einer schlaflosen Nacht als Notfall von einer Tierärztin nach 24 Stunden erhalten hat - die mehr Vertrauen in mich und mein Wort hatte – verstarb er nach 4 Tagen qualvoll. Der Katheter wurde zu spät gesetzt und … Der ehemaligen Tierarztpraxis Müller werfe ich unterlassene Hilfeleistung, als auch Mord vor!, doch das ist meine eigene Angelegenheit und noch lange nicht erledigt, bis Mik Gerechtigkeit widerfahren ist! Das soll hier auch nicht Gegenstand der Diskussion oder dieses Eintrags werden!
Von daher, eben weil ich das im Kopf und vor Augen hatte, bin ich schließlich in die Notaufnahme.
Der Assistenzarzt unterzog meinen Körper einige Untersuchungen, die Blase wurde von einer Schwester entleert … und ein unübliches MRT gemacht. Dabei wurde ein massiver Bandscheibenvorfall mit Cauda Equina festgestellt. Der Assistenzarzt zögerte nicht lange, und legte eine Not-OP fest. Er erklärte mir, das der Umstand riskant sei und mein Körper nicht weit von einer Querschnittslähmung entfernt sei. Er meinte dann, auf Grund meines Verhaltens, daß ich geschockt sei. Das war ich bei dem besten Willen nicht. Es war mir egal. Es interessierte mich nicht. Doch auf der anderen Seite, hatte ich endliche eine Erklärung dafür, was die Ursache der Schmerzen und der Taubheit – die nach der Not OP als Teillähmung als Folgeschaden zurückbleiben wird – war. Bis zu dem Zeitpunkt bestand der Verdacht einer Steißbeinverrenkung auf Grund eines massiven Sturzes auf das Hinterteil. Jedoch tritt bei einer solchen Verrenkung keine Taubheit und noch weniger eine Teillähmung auf.

Nun ja, das dazu. Leider wurde bei der Not-OP auch noch der Gehirnstamm verletzt, sodass Gehirnstammflüssigkeit austrat und mein Körper zu 3 Tagen absolute Bettruhe verdonnert wurde. Yeah, Freude … nur nicht die meine. 3 Tage auf dem Rücken liegen, unter Schmerzen, in einem Bett das alles andere als Rücken freundlich war.
3 Tage so gut wie keine Bewegung. Arme, Beine und das war es dann. Drehen auf die Seite? Vergiß es! 3 Tage … nichts! Nur möglichst ruhig liegen.
Nach 3 Tagen wußte mein Körper noch nicht mal mehr wie man geht und hätte sich auf den Wege zu dem WC und der Dusche fast auf die Nase gelegt, hätte eine Schwester den Körper nicht gestützt. Der Körper mußte sich erst einmal wieder erinnern, wie man geht. Trotzdem, die Bewegung war eingeschränkt und die Blasenfunktion mehr als gestört, daß regelmäßig – min. 3x am Tag – katheterisiert wurde. Mein Fortbewegungshilfsmittel: ein Rollator.
Zurückblickend muß ich schreiben, ertrug ich es nur, das meinem Körper zwischen den Beinen herumgefuchtelt wurde, weil ich keine andere Wahl hatte. Denn anders, war die Blase (noch) nicht in der Lage sich eigenständig zu entleeren. Nach vielleicht knapp 8 Tagen stellte ich eine Beule an meinem linken Schienbein fest, wo ich die Ärztin drauf aufmerksam gemacht hatte. Eine Schwester maß nach um eine Thrombose auszuschließen. Weiter untersucht wurde es nicht, es wurde nur als „seltsam“ deklariert und das war es dann. Nach 2 Wochen und 4 Tagen verließ ich endlich das KH und kehrte unter Anstrengung in meine Wohnung und zu meiner kleinen Schwester zurück, die … fürchterlich aussah.
In der Bewegung massiv eingeschränkt wurde eine Haushaltshilfe benötigt. Jedoch anstatt der bewilligten 8 Stunden am Tag, kam jene nur 2x in der Woche. Genau genommen 1x und bei dem Einkaufen sah sie es auch nicht ein, mir zu helfen, sondern sah viel lieber dabei zu – weil sie keine Lust hatte ihren Arsch noch nach oben in die 5te Etage zu hieven – wie ich unter Schwierigkeiten den Einkauf hoch schleppte. Faulheit siegt. Den Rest der Woche mußte ich zusehen wie ich klar kam!
Später sollte ich das Verhalten als typische Pflegedienst Schrage Mitarbeiter kennenlernen, die unverschämt, faul und dreist sind. Meine Beschwerde Mails wurden – trotz aussagekräftiger Überschrift – gar nicht gelesen, sondern nur auf Grund der Mail Adresse als Spam eingeordnet und gelöscht. Das zu dem Pflegedienst, dem ich anvertraut wurde! Bis ich wirklich gute Haushaltshilfen zugeteilt bekam, hat es so seine Zeit gedauert.
Doch da drum geht es mir gar nicht. Mir geht es nicht da drum, mich über den beschi-eidenen Zustand eines Pflegedienstes zu beklagen, oder da dran herum zu mäkeln, daß meine Haushaltshilfe wie am Fließband arbeitet und die rechte Hand scheinbar noch nicht mal weiß, was die linke tut. Sondern um etwas ganz anderes.

Anfang 2015 erhielt mein Körper einen Platz in der ambulanten Reha, denn auf Grund meiner kleinen Schwester und wie sie nach 2 Wochen und 4 Tagen KH Aufenthalt aussah, konnte und wollte ich ihr eine noch längere Abwesenheit meiner Person nicht antun, noch verantworten.
Mir war aufgefallen, als ich aus dem KH wieder heraus war, aber auch schon im KH, daß es mir kaum mehr möglich war, in meine Lieblingshose zu schlüpfen. Eine Weile war es vertretbar, weil ich den Körper kaum beugen, oder ähnliches konnte. Bis zu den Füßen kam ich gar nicht mehr. Mir blieb also nur noch die Jogginghose als Alternative. Ich versuchte immer wieder mal, nach der Entlassung aus dem KH in diese Hose zu schlüpfen, obwohl es noch lange nach dem KH einfacher war, in eine Jogginghose zu schlüpfen und danach … geht es nicht mehr anders. Es wollte mir nicht mehr gelingen, in meine Kommandohose zu schlüpfen, denn ich bekam sie nicht über die Oberschenkel hinaus. Auf der Hälfte der Oberschenkel blieb die Hose stecken, selbst eine größere Nummer dieser Hose brachte keine Abhilfe. Ich verstand es nicht. Ich habe den Körper im KH nicht anders ernährt, als wie in der Wohnung. Die Nahrungsaufnahme ist ausgewogen und Fettarm. Ich führe dem Körper so gut wie kein Rind und noch weniger Schwein, sondern vorwiegend – wenn denn mal Fleisch gegessen wird – Geflügel zu. Fleisch wird in Maßen, nicht in Massen konsumiert. Schokolade ist eine absolute Seltenheit, sowie Süßkram überhaupt. Ich kann dem Zeug nichts abgewinnen.
In der Reha nun, wurde mir Mutismus und Adipositas unterstellt. Ich verwehre ich mich beiden Diagnosen! Denn beides ist eine Fehldiagnose!
Mutismus hat der FACHFREMDE Orthopäde mir unterstellt, weil ich nicht gewillt war über meine Stummheit und deren Gründe Auskunft zu geben.
Zu dem Adipositas werde ich mich noch an geeigneter Stelle äußern. Zu dem untergeschobenen Mutismus werde ich mich jedoch nicht weiter äußern.

Bis zu dem Bandscheibenvorfall war ich durchaus stolz auf meinen Körper, auch wenn mir der verdammte Reithosenspeck auf die Nerven ging und ich ihn einfach nicht wegbekam, egal was ich auch machte. Doch nach dem Bandscheibenvorfall hat sich alles verändert. Meine sportlichen Aktivitäten mußte ich komplett einstellen, inklusive des Kampfsportes. Ebenso Bodybuilding. Es dauerte, bis mein Körper wieder in der Lage war überhaupt so etwas wie Sport zu machen. In der Reha war ich fast über die Hälfte der Zeit an den Geräten, denn ich wollte unbedingt wieder auf den Stand von vor dem Bandscheibenvorfall gelangen. Doch das, wird mir so nicht mehr möglich sein. Jedenfalls nicht so schnell.
Die Chancen, das die Blasenfunktionsstörung, als auch die Teillähmung ganz rückläufig werden, sich die verletzten Nerven erholen, sind gering, aber nicht unwahrscheinlich. Laut der Neurochirurgin des KHs wo ich nach einem guten Jahr zu einer Nachuntersuchung war, dauert es ein Jahr bis sich die Nerven erholt haben. Wo die Chancen durchaus gut sind, daß die durch den Bandscheibenvorfall verursachten Schäden regenerieren und verschwinden. Alles was nach einem Jahr nicht verschwunden ist, wird bleiben. Sie sagte, auf meiner Haltung hin, das die Chancen gering sind, aber nicht unwahrscheinlich. Nerven brauchen lange bis sie sich von verursachten Schäden erholen.
Ich wies sie auf die Schwellung an meinem rechten Knöchel hin, was sie überaus seltsam fand. Doch eine Erklärung dafür hatte sie nicht. Bis ich endlich eine Erklärung dafür erhielt, was mit meinem Körper los war, sollten noch weitere Monate vergehen.
Ich wurde immer unzufriedener damit, das mein Körper immer mehr an den Beinen und auch im Bauchbereich in die Breite ging. Von einer mehr als faulen und unverschämten Neurochirurgin mußte ich mir anhören, ich solle doch gefälligst abnehmen, OHNE überhaupt den Funken einer Ahnung von mir und meinem Körper zu haben, aber zu einer Untersuchung und zu einer Nervenmessung war das Weib nicht bereit. Jeder Patient verbrachte auch nur exakt 20 Minuten bei ihr im Behandlungsraum!
Diese Anmaßung machte mich wütend. Sie hatte keine Ahnung von mir und meinem Körper und noch weniger machte sie sich die Mühe Ahnung und Wissen zu erlangen, stattdessen setzte Madame sich auf ihr hohes Ross und … war damit genauso anmaßend wie der Orthopäde der in der Reha für mich zuständig war.
Alleine mein Besuch bei einem Gefäßchirurgen brachte Aufklärung, aber auch noch mehr Unzufriedenheit. Er überprüfte die Venen an den Beinen, mit denen alles in Ordnung war. Jedoch war seine Diagnose nach einem Blick und einem Hinweis von mir zu der Beule an meinem Schienbein und der Schwellung an dem rechten äußeren Fußknöchel, alles andere als … zufriedenstellend. Er sah kurz auf die „Beulen“ und meinte, daß das ein Lipödem sei, wo ich nichts gegen mache könne, da es genetisch bedingt sei. Er verschrieb Kompressionsstrümpfe.
Meine Freude über diese Diagnose hielt sich in Grenzen. Grund war, das der Herr nur einen kurzen Blick da drauf geworfen hat. Meine Physiotherapeutin jedoch äußerte, daß es ein Lipolymphödem sei. Einige Zeit zuvor hatte ich bei der LZ einen Artikel von einer jungen Frau gelesen, die von einem Lipödem betroffen war und die Krankenkasse sich weigerte eine Fettabsaugung zu bezahlen, damit die junge Frau überhaupt wieder an dem Leben teilhaben konnte. Und dann über einen Artikel wie den auf bento, wo ich mich dann genötigt sah etwas dazu zu äußern.
In über die Hälfte der Artikel bzw. unter denen; fanden sich diverse versierte (unversierte), besserwissende Maulhelden mit ihren überqualifizierten … UNqualifizierten Kommentaren, in denen sie über das körperliche Aussehen ausließen. Immer wieder lese ich, wie man sich das Maul in schriftlicher Form da drüber zerreißt, das in über die Hälfte der Fälle die Frauen zu viel – Original Ausdruck – fressen würden und sie selber Schuld seien. In nur sehr wenigen Fällen lese ich, daß es durch Medikamente und anderen gesundheitliche Ursachen bedingt sein kann. Eben diese werden zusätzlich noch nieder gemacht.
Ich frage mich, woher all diese Maulhelden mit ihren unqualifizierten Kommentaren wissen, das diese Frauen zu viel „fressen“. Sind all jene etwa immer dabei? Stehen sie daneben und sehen es? Nein, ganz sicher nicht! Aber dann sich hinstellen und über jene herziehen … WOW … was für eine erhebende Leistung … -.- NICHT!
Es scheint einfacher und sehr viel bequemer zu sein, über andere herzufallen und sie nieder zu machen, als sich mal Gedanken zu machen, was dazu geführt haben bzw. die Ursache sein kann. Vor allem, wenn man selber ein sehr niedriges Selbstbewußtsein und Selbstwertgefühl hat, das kann man dann bequem auf andere abladen um von sich selber abzulenken. Auf der anderen Seite, ist es heutzutage vermutlich schon zu viel von denen verlangt, das sie mal Gebrauch von ihrem Denkkasten und dessen Inhalt machen …

Die Krankenkassen tragen ihren Teil auch dazu bei, in dem sie die Leute – die unter dem Lipödem leiden – die notwendigen Hilfen verweigern und damit noch zusätzlich für diese beschissene Genetik bestrafen. Nach deren Ansicht, sind wir wohl selber schuld da dran? Als ob wir, die wir an diesem genetischen Defekt leiden, etwas dafür könnten. Bedankt euch bei den biologischen Erzeugern und „bestraft“ uns nicht noch dafür, weil wir deren bescheidene Genetik erhalten haben! Denn so, wirkt das auf mich!

Bis zu dem Bandscheibenvorfall habe ich es einigermaßen im Griff gehabt, auch wenn ich den Reithosenspeck nicht schmälern oder gar loswerden konnte, aber immerhin habe ich durch Aktivität und Bewegung es stabil halten können. Doch ganz verhindern und dagegen vorgehen, daß der Körper immer mehr in die Breite geht, kann ich nicht. Ich gebe mir auch nicht die Schuld, denn ich weiß, daß ich nichts dafür kann. Die Schuld gebe ich denen, denen ich diese beschissene Genetik zu verdanken habe. Dennoch, bin ich alles andere als zufrieden. Vor allem, weil ich den Eindruck habe, damit alleine gelassen zu werden. Seitens Ärzte und der Krankenkasse. Ich muß zusehen, wie ich damit klar komme, das mein Körper immer mehr in die Breite geht und ich noch nicht mal mehr das Geringste dagegen machen kann! Es ist ganz einfach enervierend und frustrierend.

Sicher, es ist nach 2 Jahren wieder etwas besser geworden, auch Bewegung ist wieder etwas mehr möglich, trotzdem bin ich nach wie vor körperlich eingeschränkt.
Die durch den Bandscheibenvorfall entstandenen Folgeschäden erschweren es mir körperlich wieder aktiv zu sein, dennoch versuche ich alles was in meiner Macht und meinen Möglichkeiten liegt, um dagegen vorzugehen und es – soweit als möglich – stabil zu halten.
Gewichte stemmen ist nicht mehr, Fahrrad fahren auf Grund einer Fußsenkerschwäche (Orthese notwendig) auch nicht, sowie Kampfsport auf Grund der Teillähmung des rechten Beines und der (noch immer) instabilen LWS ebenfalls ausfällt. Lange unterwegs sein ist auch nicht mehr drin, da der rechte Fuß nach 2 Stunden neuropathische Schmerzen vermeldet, den Eindruck von Beton vermittelt und jeder weitere Schritt sehr schmerzhaft ist. Hinzu kommt noch die vorhandene Blasenfunktionsstörung.
Ja, wenn schon, dann auch richtig. Lange Ausflüge, Bewegung wie ich es gewohnt war – ist nicht mehr. Und dann kommt da noch das herzallerliebste Lipödem hinzu …

Genau genommen, bin ich in mehrfacher Hinsicht gestraft, doch aufgeben, mich dem ergeben und verstecken ist nicht! Und noch weniger, werde ich mich einfach damit abfinden!
Ich habe mir diese Einschränkungen nicht ausgesucht, noch kann ich etwas dafür, das dem Körper eine beschissene Genetik seitens dessen Erzeuger mitgeben wurde. Aber ich kann das Denken und die Voreingenommenheit ändern. Doch nicht, in dem ich meinen Körper mit entsprechender Kleidung verstecke und kaschiere, das er ist wie er ist, sondern in dem ich zu meinem Körper stehe! Ungeachtet seines Makels.

Sich hinzustellen und Vorhaltungen zu machen, das man ja selber schuld sei und man doch mal eine Diät halten solle (was ohnehin Schwachsinn ist!) ist ziemlich vermessen und anmaßend noch dazu, auch als Arzt! Denn gerade als Arzt, sollte man es verdammt noch mal besser wissen! Daß das Gros, der ganze Pöbel im Internet, der seine unqualifizierten Kommentare bei diversen Artikeln zum Besten gibt, keine Ahnung hat und auch keine haben will, ist so halbwegs nachvollziehbar, wenn auch unverständlich, aber ein Arzt sollte durchaus Ahnung haben! Doch genau genommen: was weißt DU schon über mich UND meinen Körper UND dessen Gesundheitszustand, das du so dreist und vermessen sein kannst, da drüber zu urteilen?
Anstatt sich über andere zu erheben und über sie zu richten, solltest Du dankbar sein, wenn Du selber einen gesunden Körper hast und nicht in der oder einer vergleichbaren Situation ist. Außerdem solltest Du mal überlegen, was Du für Dich selber willst, wenn Du in einer solchen Situation bist und/oder einen kranken Körper/eine defekte Genetik hast.
Ist es wirklich das, was Du für Dich selber wollen würdest? Ist es nicht eher so, daß es Dir lieber wäre, wenn die Leute die sich das Maul über Deinen Körper und sein Aussehen zerreißen, mal nachdenken? Vor allem, wenn es auch noch solche sind, die Dich noch nicht einmal kennen und nichts über Dich wissen?!

Ich will damit jedoch nicht schreiben oder behaupten, das jede Frau deren Körper in die Breite gegangen ist, an einem Lipödem leidet, das andere gesundheitliche Faktoren oder Medikamente da dran schuld sind, sondern ganz einfach verdeutlichen, daß es in den meisten Fällen gar nichts mit zu viel „fressen“ zu tun hat, sondern, daß es auch noch andere Faktoren gibt, die man bedenken sollte, BEVOR man sich hinstellt und ihr vorwirft, sie habe zu viel „gefressen“.

Sich hinzustellen und zu behaupten „Die hat zu viel gefressen.“, ist nicht nur unangebracht, sondern auch in höchstem Maße anmaßend und falsch! Du kennst die Person nicht und stellst Dich dann hin und urteilst über sie? Wow. Was mußt Du allwissend sein.
Du weißt nichts über die Person, ihren Körper und noch weniger über dessen Krankheitsgeschichte. Und dann bist Du so vermessen, Dich über sie zu erheben und es besser zu wissen? Wow. Ganz große Leistung. Appalaus …



Mal ein (kleiner) Denkanstoß für die Zukunft:

Halte Dir immer einen Spiegel vor und denke immer da dran, daß das auch Du sein könntest, über den Du da gerade herziehst. Und, wie dankbar Du für Deinen (noch) gesunden Körper sein kannst! Vergiß nicht: daß könntest auch Du sein!

Anmerkung: Der Artikel wird bei Bedarf ergänzt/geändert.

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