Was schon geschrieben wurde:

Sonntag, 3. Mai 2020

[Privat] Was ist es?

Was bleibt sind Erinnerungen, Fotos, Videos und dank S a A – auch ihre Stimme. Das Wissen wie es wäre, wenn sie noch da wäre. Bei jeder Handlung, denke ich da dran, was Jesse jetzt gemacht, wie sie reagiert etc. hätte. Stehe ich im Bad und vollziehe die Abendhygiene vor dem Schlafen, würde Jesse immer genau vor der Leiste in der Tür sitzen und auf mich warten. Manchmal auch genau dann eine Antwort von mir haben wollen, wenn ich gerade munter am Zähne putzen bin. Na toll, und wie soll ich jetzt da drauf antworten? Vor dem Schlafen, würde sie ankommen und ihre Snacks haben wollen. Nach dem wach werden ist vor dem Wach werden. Jesse würde mich nicht aufstehen lassen, sondern belegen und eine Runde Ratzepüh machen. Und da ich mich da dran gewöhnt habe, schläft der Körper noch eine Runde mit. Aufstehen kann man später immer noch … irgendwann. Den Raum den sie für sich beansprucht hatte, kann ich immer noch nicht betreten, ohne in Tränen zusammen zu brechen und den Raum fast fluchtartig zu verlassen. Ich habe die Spiegel abgedeckt, auch den großen, weil ich es nicht ertrage. So viele Erinnerungen sind damit verbunden, außerdem will ich nicht in meinen weinendes Gesicht sehen. Erinnerungen und das genaue Wissen, wie Jesse was, wann wie und wo gemacht hätte. Ich sehe immer wieder vor meinem geistigen Auge und denke immer wieder: Jesse würde jetzt … Mein Gehirn versteht es nicht. Es kann nicht verstehen, wieso Jesse nicht mehr da ist, kann nicht verstehen, daß es innerhalb von einigen dramatischen Sekunden zu einem ... so gravierenden Schnitt kam der alles beendete. Es kann damit genauso wenig umgehen, wie ich. Nur, daß mein Gehirn ... Jesses Ableben einfach nicht verarbeiten kann. Es kommt mir vor wie ein (Alp)Traum, surreal. Wie soll man damit auch klar kommen? Gerade noch am Leben und dann mit einem Mal ... nichts mehr.

Ich frage mich seit ihrem körperlichen Ableben immer wieder, was mich eigentlich noch treibt. Wieso stehe ich dennoch mit meinem Körper immer wieder (alle 2 Tage) aus dem Bett auf? Was ist es, daß mich treibt? Da ist nichts und niemand mehr zu beschützen. Meine Familie ist Tod, in meinem Arm gestorben. Was also treibt mich noch an? Was läßt mich jeden … alle 2 Tage aufstehen? Ich weiß es nicht. Ich habe keine Antwort auf diese Frage. Das Wach werden ohne Jesse ist unerträglich. Das Wissen, daß … mit Tränen begleitet, mit einem dumpfen vor sich hinstarren, mit Schuld. Mein rechter Arm, der mir oft den Dienst verweigert … und den Schwachmaten, die einem polizeilich etwas vorschreiben wollten, weil sie vergessen haben, ihr Gehirn zu benutzen, falls da überhaupt eines ist – und ja, das müssen die sich gefallen lassen, denn damit haben sie enormen unverzeihlichen Schaden angerichtet!
Ich bin wütend – auf mich selber, auf diese Gehirnamputierten Vollidioten, die meinen sie könnten Trauer mit Polizeilichem Einsatz verbieten, kontrollieren oder gar vorschreiben, weil sie scheinbar zu dämlich sind und keine Ahnung haben, was Trauer ist und noch viel weniger, welche Folgen so ein dämlicher Eingriff/eine Bevormundung hat … – setzen 6!; und ganz besonders auf Procter & Gamble und ihr Scheiß Spülmittel.
Auch, wenn Jesse jetzt Tod, nicht mehr da ist, wird alles von P&G aus meinem Haushalt verbannt. Ich brauche nichts, was tötet! Und ja, deren Produkt hat getötet, mit meiner Naivität gepaart und dem Glauben, das sie nicht da dran geht. Aber aus Katzensicht war es eine einfache Logik: es ist ihre Schale, also kann es ja … ist es auch für sie. Ihr Organismus war so dermaßen von dem Zeug vergiftet, daß eine Rettung einfach nicht mehr möglich war – und das wußte sie, obwohl ich immer noch den Glauben habe, da dran festhalte, daß ich sie hätte retten können, obwohl ich mich selber damit noch zusätzlich quäle und da drunter leide.
Es ist meine Schuld, weil ich so naiv gewesen bin und weil ich so ein Gift in mein Haushalt gelassen habe!
Diese Schuld und der Glaube wiegt schwer und ist unverzeihlich, aber ich wollte meiner Haushaltshilfe ja einen Gefallen tun und ihren Wunsch erfüllen, weil sie so begeistert von dem Zeug war. Sie habe ich deswegen immer ermahnt, aber ich selber war sorglos? Wie paßt das zusammen? Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wieso ich so sorglos, so naiv gewesen bin. Ich hätte ihr das Zeug an ihrem letzten Arbeitstag mitgeben sollen, so wie ich es eigentlich gedacht hatte, aber … mein Gehirn und ich sind selten wirklich miteinander vereinbar. Merkfähigkeit von 12 bis Mittag.
Das Lied, das seit Jesses … Tod in meinem Arm 24/7 läuft, macht es nur selten wirklich besser. Manchmal tröstet es, manchmal schmerzt es oder es tut beides zusammen. Ich verstehe außer Beschützen zwar kein einziges Wort, aber egal. Ich finde schon jemanden, der mir den Text übersetzen kann, da Madame Kaas ja nicht gewillt ist und eine einfach Bitte sehr gekonnt ignoriert. Macht keinen guten Eindruck, wirklich nicht.

Doch die Frage, was mich noch treibt, wieso ich überhaupt noch aufstehe, habe ich damit immer noch nicht beantwortet. Ich habe nichts mehr, niemanden, den es kümmern oder gar interessieren würde. Ich stelle Jesse zwar immer noch Futter und frisches Wasser hin, aber das kann es wohl kaum sein?!
Meine Familie war alles für mich, auch wenn sie auf vier Pfoten lief! Sie waren und sind meine Familie und standen für mich immer an erster Stelle, dann irgendwann kam ich. Für mich zählte nur, daß es ihnen gut ging, auch wenn ihr aller Tod alles andere als friedlich verlaufen ist. Das habe ich mir für Jesse nicht gewünscht. Ganz sicher nicht. Nicht so! Sie hatte etwas besseres als so einen Tod verdient, bei dem ich nur hilflos da sitzen, ohnmächtig agieren und doch nichts tun konnte. Als ihr Kopf auf meinem Unterarm fiel, dachte ich, sie hätte es geschafft, den Kampf gewonnen – bis die Erkenntnis und das Grauen kam. Ich bin die letzte meiner Familie (schon wieder) und ich weiß einfach nicht, was mich noch treibt oder wie ich mit diesem … Irrsinn umgehen soll. Wenn ich könnte, wie wollte, würde ich alle in einen Sack stecken und mit einem Alubaseballschläger da drauf schlagen. Den Richtigen würde ich immer treffen!
Hoffnung? Gibt es nicht. Sie ist nicht nur eine gefährliche Illusion eines Seiles auf dem zu viele Narren tanzen und abstürzen, sondern auch genauso gefährlich wie das dünne Eis auf das man sich wagt. Dieses Wort wird aus meinem Wortschatz gestrichen. Mittlerweile umgehe ich das Wort hoffen oder Hoffnung. Es gibt KEINE Hoffnung, daß ist die bittere Lektion die ich vier mal erhalten habe.
Glaube? Glaube an was? An wen? Ich habe ALLES verloren, was für mich von Bedeutung war. Also nix Glaube. Nur das Wissen, das Jesses Tod mich und meinen Willen zu kämpfen gebrochen hat. Für mich gibt es hier nichts und niemanden mehr, für den/daß es sich noch lohnen würde zu kämpfen. Mich interessiert so gut wie nichts und niemand mehr. Es ist mir schlicht egal! Ich werde viele Kreuze machen, wenn ich dieses Leben endlich mit all seinem Schmerz und seinem Leid hinter mir habe.

Und dann sind da noch die Vollpfosten, die einen vorhalten, daß es anderen noch sehr viel schlechter gehe, als einem selbst. Bitte? Schon einmal nachgedacht, was das für eine beschissene Aussage ist? Das ist genau so eine Aussage, wie Cops die auf der Matte stehen und einem wegen TRAUER(!) verwarnen, ein vollkommen falsches Signal. Es gibt dem, der trauert, den Eindruck, daß er nicht trauern darf! Bei manchen ist der Kopf scheinbar nur zum Haare schneiden da und diese graue Masse namens Gehirn nur eine Attrappe. So etwas ist vollkommen krank und fremd! Weltfremd! Nachdenken? Nö, wozu? Verständnis? Nicht wirklich, nur geheuchelt. Ahnung von den fatalen Auswirkungen, die das hat? Ist mir doch egal, bin doch nicht ich. Aber, wenn man dann in dieselbe Situation kommt, sich da drüber beklagen, schon klar! Erst das Gehirn einschalten und nachdenken BEVOR man so einen Mist fabriziert und einen irreparablen Schaden anrichtet! Feingefühl eines Reibeisens. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten!
Mir soll es egal sein, denn den Tanz am Rande des Wahnsinns kenne ich schon, ist für mich nichts Neues, genauso wenig das Leid und der Schmerz. Ich kenne das nur zu gut. Wer da kommt mit: Aber anderen ... dem ramme ich mit viel Pech die Faust in das Gesicht und sei es in schriftlicher Form von: Halt die Fresse!
Solche Sprüche sollte man sich grundsätzlich schenken und mal genau nachdenken, was sie bewirken und aussagen! Denn, wer solche Sprüche bringt, hat keine Ahnung von dem was er/sie/es da für einen geistigen Dünnschiß von sich gibt.

Was bin ich dankbar, wenn das hier endlich vorbei ist und ich nach Hause zu meiner Familie gehen kann. Doch, was treibt mich? Wieso stehe ich mit meinem Körper immer noch auf? Ich weiß es nicht. Ich weiß es einfach nicht. Egal wie oft ich mir diese Frage stelle, eine Antwort auf sie habe ich nicht. Vielleicht tue ich das auch nur, um mich selber zu quälen und zu foltern.

Meine Stärke, für Deine Schwäche. Das war der Deal, den Du akzeptiert hast. Ich würde es immer wieder tun, egal was das für Folgen hat, denn Du bist es wert (gewesen)! Diesen Tod habe ich mir für Dich nicht gewünscht und auch nicht gewollt! Es ist mein Versagen, meine Schuld. Verzeih mir, wenn Du kannst.

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