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Montag, 21. Februar 2022

[Privat/Sozial] Ungewollte Aufmerksamkeit

Ich habe heute einen sehr schlimmen Tag erwischt. Es war nur eine Frage der Zeit, wann mir das passiert. Ich hatte mit einem Geschäft gerechnet, wenn ich an dem Tierfutter vorbei muß, aber ... es kam anders und eigentlich auch nicht unerwartet. Wie erwähnt: es war nur eine Frage der Zeit.
Anfangs ging es noch gut. Neutral bei der Bank, bei meinem Tabakdealer. Doch kurz nachdem ich bei "meinem" Orthopäden gewesen bin, um eine neue Verordnung zu holen; traf es mich mit einem Vorschlaghammer. Ich habe keinen blassen Schimmer, wieso und was der Auslöser dafür war, daß es so schnell kippte, das mein Körper ... nicht weit davon entfernt gewesen ist, zusammen zu brechen. Vielleicht lag es an meiner Fehleinschätzug zu dem Lied, vlt. war es auch etwas anderes. Ich weiß es nicht. Mutmaßungen helfen jetzt auch nicht mehr.
Nach meinem vergeblichen Versuch, die Kontrolle zu behalten, nicht mit Tränen in den Augen dumm herum zu stehen; schaffte ich es meinen Körper soweit zu bringen, daß ich mich eigentlich der Aufmerksamkeit zu entziehen gedachte, niemandem im Weg war oder ähnliches. Dumm war nur, das die Straße wegen des Unwetters gesperrt worden war, ein weiterkommen somit erschwert wurde. Einziger Gedanke: Mist! Das in jeder Hinsicht.
Mein Versuch die Kontrolle über meinen Körper zurück zu erlangen, den Schmerz zu unterdrücken schlug kläglich fehl. Anstelle von Beherrschung, kam es anders. Der Schmerz war so stark geworden, daß ich ungewollt mit meinen Tränen Aufmerksamkeit zweier Soldatenpaare auf mich gezogen habe. Das erste Paar konnte ich noch mit Handzeichen abwimmeln, das sie nicht zu uns kommen mußten; alles in Ordnung sei, auch wenn es wirklich weit entfernt von "in Ordnung" gewesen ist. Das zweite Paar (Frau & Mann) erwies sich als hartnäckiger. Meine Handzeichen, der Versuch sie abzuwimmeln war nicht ganz so einfach, wie bei deren Kollegen/Kameraden vorher. Eigentlich kein Wunder, so wie die Tränen liefen. Ich mußte nun zwangsläufig antworten, auf die Frage nach Hilfe. Ich erklärte ihnen: "Ihr könnt nicht zurück geben, was verloren ist." Sie wirkten ein wenig hilflos. Sie? Sie weniger, eher ihr Kollege. Er fragte mich ob er jemanden anrufen solle. Meine Antwort war: "Ich bin alleine." Es gibt niemanden, den er hätte anrufen können. Auch meine "Ersatzfamilie" nicht. Das Verständnis bleibt bei denen ein wenig auf der Strecke, wie bei vielen anderen. Sie können es nicht wirklich verstehen und nachvollziehen, wie es ist, wenn man mit einem anderen Lebewesen eine Verbindung hat und, wie tief diese ist und das adäquat zu erklären, fällt mir auf Grund mangelnder Worte der Sprache nicht leicht. Auch ein Gleichnis fällt mir da nicht ein. Keines, was dem auch nur im Ansatz nahe käme, damit zu mindestens eine kleine Art des Begreifens möglich wäre. Aber nö, die Sprachen müssen ja so ... rudimentär sein, daß es schon schmerzt, etwas mentales bildlich begreiflich machen zu versuchen.
Als ich mein Ergo-Vorstellungsgespräch hatte, sagte der Chef des Janzen, daß er sich vorstellen könne, daß ich starke Empfindungen habe. Ja, das bleibt bei einer solchen Verbindung nicht aus. Es geht tief und ist stark. Egal, ob mit einem Befähigten/Zweibeiner oder mit Fell und auf 4 Pfoten. Es macht keinen Unterschied, wenn das Band zueinander stark ist. Ja, meine handvoll Empfindungen sind stark und gehen tief. Wenn die Verbindung zu einem anderen Wesen über Jahre bestanden hat, wird es stärker und unzertrennbar, somit sind auch die Empfindungen entsprechend.
Der Soldat fing an zu verstehen, das war zu spüren (!). Ja, ich spürte es. Nach dem meine Hauptchakren 2009 zerstört worden waren, war ich nicht mehr in der Lage etwas zu spüren, weder was anderen ausstrahlten, noch Energien von jemand anderen etc. Was sich wie geändert hat, daß ich wieder so halbwegs wahrnehmen kann...
Er wirkte wirklich sehr hilflos. Er sah seine "Partnerin" an, die eher beobachtete, als aktiv wurde. Ich schrieb: Trotzdem: Danke. Ist nicht selbstverständlich. "Für uns schon." Habe ich gemerkt. Er wollte unbedingt irgendwie aktiv werden, handeln. Irgend etwas. Ihm war egal was, Hauptsache irgendwie helfen. "Ihr könnt die feine Klingen in meinem Herzen und den Schmerz nicht nehmen." Das ist eine unwiderrufliche Tatsache. Ich sah mit diesen Worten die Soldatin direkt an  und nickte ihr als Zeichen des Dankes zu. Graue Augen und ... Stephanie ähnlich. Wie konnte es auch anders sein? Hier ist kein Vorschlaghammer mehr aktiv, hier wurde gleich mit der Abrißbirne agiert.

Ich versuche damit klar zu kommen, mit dem erlittenen Trauma (denn das war und ist nichts anderes) irgendwie umzugehen. Doch ich weiß nicht wie. Ich weiß nicht, was ich tun kann, damit es irgendwie erträglicher wird.
Meine Stärke, für Deine Schwäche. Das war der Deal! Ich würde es immer wieder tun. Auch, wenn es nur für ein paar Minuten (gewesen) ist. Selbst, wenn es möglich wäre, mir den Schmerz und die sehr feine Klinge in meinem Herzen zu nehmen, ich will es nicht! Meine Tränen sind für mich selbst ein Beweis, das sie mir wirklich wichtig gewesen ist und es ist nicht nur leere, hohle Worte sind. Mir wäre es nur lieber gewesen, wenn es nicht außerhalb der 4 Wände hier geschehen wäre.
Meine Stärke für Deine Schwäche.

Es tat ihm unwahrscheinlich leid. Er hätte wirklich gerne etwas getan, irgendwie geholfen, doch das ist nicht möglich. Das kann keiner. Entweder, ich finde einen Weg, oder ... ich zerbreche da dran. Letzteres wird immer wahrscheinlicher.
Es muß ihm nicht leid tun, denn er hat mir nicht genommen, was für mich wichtig und von Bedeutung (gewesen) ist. Dennoch verstehe ich diese "Floskel", als eine Form der Anteilnahme.
Ein Vorteil hatte dieses ungewollte "Zwischenspiel": ich erlangte die Kontrolle über meinen Körper zurück, gab ihm noch einige Minuten, besorgte, was noch zu besorgen war und schlich dann mit hängendem Kopf, gesenktem Blick und schniefend zurück. Ich sah auch ohne erhobenen Blick was wer wo wie war. Grüne Ampeln, Gegenverkehr der Fußgänger, Autos usw.

Wie viel mir doch fremd und nur durch Filme/Serien verständlich gemacht worden ist. Im Moment erwische auch immer Filme/Serien wo es genau da drum geht: Trauer und wie auf verschiedenen Wegen ein Umgang damit gezeigt wird. "Message in the Bottle" zum Beispiel. Auch, wenn das Ende ... nicht unerwartet kam. Es war eine logische Schlußfolgerung. Ich habe einige Filme gesehen, auch "Baily - Ein Freund für das Leben" So etwas stelle ich mir auch für Jesse vor. 

Was mich momentan niederreißt, ist das Lied von Garth Brooks "When you come back to me again". Ja, das Lied ist eine wirksame Abrißbirne. Meiner Physiotherapeutin erklärte ich; als sie feststellte, daß ich ein neues Lied in Dauerschleife höre; daß ich Lieder solange höre, bis sie nicht mehr weh tun. Darauf sagte sie, daß das auch eine Form von Therapie ist. Stimmt - irgendwie.

Ich will mich an dieser Stelle bei allen Soldat/Innen bedanken, die in der Zeit der Pandemie in diversen Städten im Einsatz sind und diverse "Dienst"Stellen entlasten und dabei noch die Aufmerksamkeit und Zeit für jene wie mich haben, auch wenn sie rein gar nichts tun und nur hilflos da stehen können.
Ich hätte gerne etwas anderes geschrieben, doch es ist wie es ist. Ich bin mit meinem Schmerz, meinem Leid und der Klinge in meinem Herzen alleine. Es gibt niemanden (denke ich) der da etwas dran ändern und mir den Schmerz nehmen kann. Auch, wenn es ich es mir wünsche, ich will es nicht!


Es sind die kleinen Dingen, die Gewicht haben! Immer die kleinen Dinge.

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Kaoi Masteres

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