Was schon geschrieben wurde:

Donnerstag, 3. Mai 2018

[Privat] Neue Erfahrung

Ich habe heute in „meiner“ Bäckerei etwas Wunderbares (denke ich) erlebt.
Nach der Physio bin ich zu dem neu eröffneten dm am Bahnhof, und habe dort etwas nachgesehen. Dann bin ich zu Rossmann um dort Spülmittel zu holen, das diese Woche sehr günstig im Angebot ist. Normal kostet das knapp 2€. Ist klar, daß ich da zuschlage, wie auch Agnes, die mir vergessen hatte zu schreiben. Jetzt haben wir es doppelt, auch gut, dann bunkern wir das eben.
Nachdem ich das Spülmittel mit noch einmal 10% Erlass (wahrscheinlich wegen der Neueröffnung des dm, der 10% Rabatt anbietet) erhalten habe, bin ich zu meiner Bäckerei um mein übliches Brötchen zu holen. Ist schon bekannt, daß ich das will, denn sie sagte, das Mett schon weg wäre. Ich zog eine Schnute und geriet danach in eine Unterhaltung in Sachen – … Höflichkeit!
Ich führe diese Gespräche in letzter Zeit immer wieder, und auch, das diese vermisst wird. Die Dame mit der ich ins Gespräch kam, inklusive der Verkäuferin, war recht nett. Dann tauchte ein Mann, der ebenfalls nach Mett fragte und M. meinte dann (die Verkäuferin), das wenigstens einer Verständnis habe, daß kein Mett mehr da sei, worauf ich Protest erhob. Ich hatte ihr zuvor schon geschrieben gehabt, daß das mein Luxus 1x in der Woche sei, da ich Donnerstags immer Physio habe, außer eben an Feiertagen. Und wenn nichts mehr da sei, was ich dann einen Aufstand machen soll? Sie erzählte, wie auch ihre andere Kollegin, das die Leute dann teilweise richtig aggressiv werden würden, weil kein Mett mehr da sei. Was für mich unverständlich ist. Wieso, soll ich mich deswegen aufregen? Wenn es weg ist, ist es weg. Fertig. Dann habe ich eben Pech gehabt. Indem ich mich aufrege, wird es auch nicht besser, da durch gibt es auch kein Mett. Also manche Leute, echt. Da fällt einem gar nichts mehr zu ein.
Sie entschuldigte sich bei mir, und ich erhielt einen Schoko Dings. Weiß nicht, wie man diese Dinger heute nennt. Früher hießen die wohl mal „Negerkuss“, seltsame Bezeichnung für so ein Schaumzeugs, aber gut. Dann kam die mir schon bekannte Unterhaltung und ich nahm da dran Teil. M. berichtete, das sie jetzt immer von ihrem Mann abgeholt würde, weil wegen den ganzen Dealern und anderen. Ich bot ihr Geleitschutz an, Donnerstags habe ich immer Zeit. Nach dem (ich habe den Namen der anderen vergessen =.=“), ich etwas ähnliches von ihrer Kollegin gehört habe, habe ich mir da ein paar Gedanken gemacht, auch wegen ihrer Sicherheit.
Ja, mein Körper ist ab der LWS abwärts vielleicht nicht mehr so schlagkräftig, aber der Oberkörper durchaus. Und da ich mal Kampfsportlerin war, ist die Bewegung auch immer noch entsprechend. Außerdem, kommt mir zugute, daß mich viele für einen Cop halten. Ich habe auch nicht vor das zu ändern, sondern das für andere zu nutzen, wenn sie sich durch mich und mein Auftreten sicherer fühlen. Dabei vergesse ich keine Minute, WER ich bin. In den entsprechenden Fällen, verweise ich auf die Cops und erkläre, daß ich keiner bin, doch nur dann, wenn jemand direkt auf mich zutritt und etwas will, das nur die Cops tun können und für zuständig sind.
Bei meiner Bäckerei, kam ich schließlich zu dem Schluß, das sie Schutz brauchen, wenn sie so oft derart angegangen werden. Es kann nicht angehen, das sie immer wieder in Situationen sind … Na egal.
Jedenfalls ging es eben um Höflichkeit, daß, wenn man in einen Raum kommt, grüßt, Bitte und Danke sagt und bei verlassen eines Raumes sich verabschiedet.
Ich fand es für mich selber Unhöflich, mich aus dieser doch interessanten Unterhaltung zu verabschieden. Auch, wenn ich sie in dieser Bäckerei nicht zum ersten Mal führe. Ist doch immer wieder interessant, wie andere denken und was sie von dem heutigen Auftreten so mancher Individuen halten. Wobei M. dann meinte, ich sei immer höflich. Bei dem versuch zurück zu denken, ob das denn stimme, mußte ich feststellen, daß ich mich nicht erinnern konnte.
Nein, ich nahm mir die Zeit. Ich hatte sie schließlich. Dabei erzählte die Dame, die Gast in der Bäckerei war, von Kindern die einen Blinden in die Irre geführt hatten, der sich lang legte und auf seinem Gesicht auf kam. Niemand, außer diese Frau hatte ihm geholfen. Mir klappte die Kinnlade immer wieder runter. Noch heute, wenn er ihre Stimme in einem Bus hört, sagt er, das er sie kenne und sie ihm mal geholfen habe. Das war so eine Sache, die ich nicht verstanden habe. Wie kann man … das will mir nicht in den Kopf. Wie kann man … Nein, ich will es nicht wissen. Genau genommen, bin ich dankbar für meine Mentorin und Mentoren auf den Ebenen, die mich den Umgang lehrten. Mich lehrten, wie man sich gegenüber anderen benimmt, was Höflichkeit ist. Genau genommen: sie lehrten mich Etikette, etwas das heute scheinbar gerne ausgelassen und vergessen wird. Bei so mancher Erziehung scheint das gerne unter den Tisch zu fallen, wenn ich mir die Jugend so anhöre, und so manch ein Elternteil beobachte. Ich denke dabei ständig, in sehr vielen Situationen, daß das auch ich sein könnte. Wenn ich jemanden sehe, der obdachlos ist, und ich das Geld habe, gebe ich ihr/ihm etwas davon ab. Wenn ich sehe, das jemand Hilfe braucht, dann helfe ich – und sei es nur, daß ich dieser Person die Tür aufhalte. Sie alle, sind meine Spiegel. Sie zeigen mir, wie ich selber behandelt werden will und halten mir immer vor Augen, daß das auch ich sein könnte.
Diese Frau, die das mit dem Blinden und den beiden Kindern erzählte, erwies mir eine Freundlichkeit, die mir die Tränen in die Augen trieb. Und zum ersten Mal, glaube ich so etwas wie Dankbarkeit gespürt zu haben. Sie gab, ohne … ja, ich weiß auch nicht. Selbstlos. Ich sollte mir ein Getränk und irgend etwas hinter der Theke aussuchen. Beides tat ich. Und war dabei … das kann ich nicht beschreiben. Dafür gibt es wohl auch kein Wort. Jedoch, die Tränen in den Augen spürte ich. Ich war dankbar, das diese mir fremde Frau, mit dem Rücken zu mir stand und ich damit genug Zeit hatte, mich in den Griff zu kriegen. Wieso mir die Tränen in die Augen traten, weiß ich nicht. Doch für mich, war es etwas, daß ich so noch nie erlebt habe. So viel Freundlichkeit.
Ich blieb also noch länger in der Bäckerei um das Getränk zu trinken und meinen Kuchen zu essen.
Dabei wurde ich Zeuge, wie sich eine Russin gebahrte. Das war ohne Worte. Sie platzte mit ihrem Sohn in die Bäckerei, M. bediente gerade eine Kundin, und ein weiterer war noch vor ihr dran.
Die hetzten in dem „Laden“ hin und her. Diskutierten über das, was der Sohn haben wolle, wobei die Mutter ihm ein Teilchen (Rumberg?) verbot und ihn explizit auf andere Kuchen wies, wo er sich dann eines mit Obst aussuchte. Ok.
M. war immer noch bei der Kundin, für die sie einen Kuchen schnitt, was nun mal nicht in der Maschine gemacht werden konnte und auch ein wenig Zeit brauchte – verständlicherweise. Keine Ahnung was die Russin dann gebissen hat, aber sie packte ihren Sohn und verschwand. Es ging ihr wohl nicht schnell genug.
Wie ich von ihrer Kollegin weiß, zickt dann so mancher Kunde gerne herum. Es dauert, solange wie es dauert. Punkt.
Ist der Laden voll, kehre ich später zurück, wenn weniger los ist. Ich habe Zeit. Ich kann warten. Und warten, ist meine Spezialität. Ich warte schon seit über 20 Jahren auf jemanden, also sollten mir die paar Minuten warten nichts ausmachen. Außer, ich habe es wirklich eilig, weil ein Termin oder so. Ungeduld verstehe ich nicht, will ich auch nicht. Es ist wie es ist. Fertig. Aber dann so ein Aufhebens zu machen … na ja.
In Sachen Unhöflichkeit, haben die Russen den Briten den Rang abgelaufen. Keine Sache auf die man Stolz sein kann. Es ist eher traurig.
Genau genommen ist das ein riesiger Rückschritt in die Zeit der Neandertaler. Nicht zurück in die Zukunft, sondern zurück in die Steinzeit, was vor allem die Etikette angeht.

Meine Mentoren würden mir die Ohren lang ziehen, würde ich mich derart ungehobelt verhalten. Sie haben sich schließlich alle Mühe gegeben, mir (wieder) etwas beizubringen, was ich durch die Amnesie verloren habe. Nur in Sachen Hand geben, bin ich eine Ausnahme, denn ich gebe keine. Ich halte es wie die Japaner: Ich neige meinen Kopf. Je tiefer, je respektvoller (oder so ähnlich). Ich weiß nicht, aber einer meiner Mentoren, ist da dran „Schuld“. Ich weiß nur nicht mehr welcher. Er lehrte mich, daß es unhöflich sei und aus der Zeit der Ritter käme, wo Hand geben bedeutete: Siehe, ich habe keine Waffe. Und das habe sich entsprechend verbreitet und galt irgendwann als normal. Er erklärte mir, das wir keine Ritter mehr sind und, daß es gar nichts brächte, einem andern die Hand zu geben um zu zeigen das man keine Waffe habe, denn man kann in der Hand, die man nicht gebe, eine verborgen halten.
Heute, sind es keine Waffen, sondern Drogen. Egal. Ich habe jedenfalls diese Eigenart und behalte sie auch bei. Mein Gegenüber irritiert das zwar, aber sie gewöhnen sich dran. „Hand geben, ist respektlos, denn man dringt mit dieser Hand, in den persönlichen, intimen Bereich des anderen mit der Hand ein. Manch einer könnte sich da unwohl fühlen.“ Und tut es auch, wenn ich nach meinen Beobachtungen gehe.

Wenn ich an diese immer wiederkehrende Gespräche in der Bäckerei denke, dann weiß es sehr zu schätzen, daß sie mich Etikette lehrten. In Gedanken, bedanke ich mich dafür jedes mal bei ihnen, das sie mich gut unterwiesen und gelehrt haben. Sie brachten mir bei, immer so zu denken, daß auch ich das sein könnte und was ich dann für mich wünschen würde.

Ich bin immer höflich, außer ich muß mal jemanden zurechtweisen, was eher die Jugendlichen sind, die Respekt und Achtung kaum noch kennen. Sie werden dann sehr schnell sehr klein, wenn ich sie anknurre und sie dabei entsprechend ansehe. Wenigstens, wissen sie noch, wie man sich entschuldigt. Das reicht mir dann auch.
Nein, ein Rüpel will ich nicht sein. Ich weiß nicht, wie ich ohne meine Mentoren geworden wäre. Raus finden, will ich es auch nicht. Ja, sicher, ich mache Fehler, weil ich eben vieles nicht (mehr) weiß und noch vieles (wieder) lernen. Daß ich dabei auch mal eine oder zwei Fauxpas begehe, oder ein paar mehr, bleibt nicht aus. Ich habe noch immer sehr viel zu lernen, vor allem im Zwischen... wie es zwischen den Individuen ist. Da bin ich manchmal doch sehr unbeholfen, weil ich selten weiß, wie ich dann richtig reagiere. Der Fettnapf da, ist meiner ¬_¬".
Besonders schwer für mich ist die Mimik. Es passiert mir noch sehr oft, daß ich die falsche Mimik mache, weil ich einfach nicht weiß, welche Mimik dann angebracht ist. Was soll's? Kann passieren. Solange mein Gehirn nicht wieder einen Alleingang startet, kann ich da draus lernen und bei dem nächsten Mal versuchen es besser zu machen, und/oder aufzuklären. Da hatte ich keinen Mentor, das muß ich alleine lernen. Wie nennt man das noch? Ach ja, Learning by doing? Oder so ähnlich.

Auf dem Weg zurück, dachte ich an diese Begegnung und auch an meine Reaktion. Ja, ich war dieser mir unbekannten Frau dankbar. So etwas, habe ich – meines Wissens nach – noch nie erlebt und auch nicht erfahren. Ich bezeichne es mal als eine wertvolle Erfahrung.

Wer FeHleR fiNdeT, darf sie behalten :). Und wer Ordnung sucht, der muß sie finden ;).

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Kaoi Masteres

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